Einleitung

Connected Car Innovation Studie 2022

Der Connected-Car-Innovation-Index (CCI) ist eine jährlich durchgeführte Branchenstudie, die die Leistungs- und Innovationsstärke von 28 weltweiten Automobilherstellern in den Bereichen vernetztes Fahrzeug und vernetzte Dienstleistungen sowie deren Marktstärke anhand verschiedener Indikatoren empirisch erhebt und vergleichend darstellt. Basis der Studie ist die Innovationsdatenbank des Center of Automotive Management (CAM). Im Fokus stehen fahrzeugtechnische Innovationen aus den Zukunftsfeldern Connectivity, Interfaces und autonomes Fahren sowie den Connected Services. Bei diesen wird unterschieden zwischen der Innovationsstärke in Form von Anzahl und Qualität der Neuerungen, der Weltneuheiten-Innovationsstärke, die besonders hoch bewertete Neuerungen abbildet, sowie dem Innovationsstärke-Trend als dynamischer Komponente, die die Veränderung zum Vorjahr skizziert.

Teil der fahrzeugtechnischen Innovationen sind ab diesem Jahr auch die vernetzten Dienstleistungen mit Schwerpunkt auf den Ownership-Bereich. Diese setzen sich aus fahrzeugnahen Dienstleistungen aus den Bereichen E-Commerce/E-Maintenance, Finanzdienstleistungen, autonomes Fahren, Infotainment sowie Charging Services zusammen. Um schließlich die Stärke der Flotte potenziell vernetzter Fahrzeuge zu berücksichtigen, fließt in die Bewertung auch die Marktstärke der Hersteller mit ein, die über den weltweiten Pkw-Absatz abgebildet wird.

Neben dem eigentlichen CCI-Ranking hat sich das CAM auf die Entwicklung sogenannter strategischer Kompetenzen in den Bereichen Fahrzeugarchitektur, Connectivity/Infotainment und autonomes Fahren der wichtigsten Akteure im Connected-Car-Universum fokussiert. Darüber wurde mittels eines neuen methodischen Ansatzes die Erfolgswahrscheinlichkeit von CC-Innovationen abgeschätzt. Hierfür hat das CAM dem Kundennutzen von neu Services oder Technologien die Kosten der entsprechenden Innovation für den Hersteller gegenübergestellt.

Einblick in die Ergebnisse der Studie

Oder direkt bestellen!

Fahrzeugtechnische Innovationen

Innovationsstärke Fahrzeugtechnik

Innovationsstärke (Indexwert), Konzernebene

Quelle: CAM – Angaben in Prozent

Trend zum Vorjahr (2021)

Innovationsstärke (Indexwert), Konzernebene

Quelle: CAM – Angaben in Prozent

Sieger und Sorgenkinder

Insgesamt 336 Innovationen aus den Bereichen Sicherheitssystem/ADAS, Informations- und Kommunikationssysteme sowie Bedien- und Anzeigekonzepte konnten im Erhebungszeitraum 2021 bei den 28 globalen Automobilherstellern identifiziert werden (abgebildet: Top 20). Dazu kommen weitere 161 vernetzte Dienstleistungen der Servicetypen autonomes Fahren, E-Commerce/E-Maintenance sowie Charging, Infotainment und Financial Services. Die Innovationen in den Zukunftsfeldern haben sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht und belaufen sich im Zeitraum von 2016 bis 2021 auf rund 3.000 Einzelneuheiten. Mit leichten Zugewinnen rangiert im aktuellen Ranking der CC-Innovationsstärke wie im Vorjahr der Volkswagen-Konzern auf Rang eins, dahinter folgt mit deutlichem Abstand Mercedes-Benz. Auf Rang drei folgt Tesla und verbessert sich um sechs Plätze gegenüber 2021. Zu den High Performern zählen dieses Jahr die US-Giganten Ford und GM, die Hyundai und Great Wall ins Mittelfeld verweisen. Als klarer Aufsteiger kann Toyota bezeichnet werden: Die Japaner springen von Platz 15 auf Rang sieben. Bemerkenswert ist das schlechte Abschneiden BMWs: Aufgrund der geringen Zahl und Qualität der Weltneuheiten landet der Vorjahresdritte nur auf Rang elf.

Innovationsstärke nach Technologiefeldern

Innovationsstärke (Indexwert)

Quelle: CAM
Anmerkung: Anmerkung: ADAS = Advanced Driver Assistance Systems, Connectivity = Informations- und Kommunikationssysteme, Interface = Bedien- und Anzeigekonzepte Sonstiges = insbesondere Unfallschutz-/-vermeidungssysteme, vernetzte E-Antriebssteuerung, Well-being

Breitgestreute Ambitionen

Der CCI-Index kann in vier grundlegende Technologiefelder aufgeteilt werden: ADAS (Advanced Driver Assistant Systems), Connectivity (Informations- und Kommunikationssysteme), Interface (Bedien- und Anzeigekonzepte) sowie 2021 erstmals Connected Services (Charging, Infotainment, autonomes Fahren und E-Commerce/E-Maintenance). Die meisten Innovationen seit der ersten CCI-Studie 2015 kommen aus dem Bereich der User Interfaces und sind seither um 67 Prozent auf 1.141 Neuheiten angestiegen. Neuheiten im Feld des autonomen Fahrens belaufen sich auf 979 (plus sechs Prozent), Connectivity-Innovationen nahmen im Zeitraum 2016 bis 2021 im Vergleich zu den Vorjahren um 18 Prozent auf 854 Lösungen zu.

Qualitativ, also im Blick auf die Innovationsstärke, sind Neuheiten im Bereich Fahrerassistenz aufgrund des hohen Kundennutzens am stärksten (1.527 Indexpunkte), während die Innovationsstärken von Connectivity- (1.029) und Interface-Innovationen (934) in der Summe niedriger sind. Im diesjährigen Ranking ist Primus Volkswagen am breitesten aufgestellt, mit ADAS-Neuheiten bei Taigo, Polo oder ID.Buzz sowie neuartiger Lichttechnik im Audi A8. Der Zweitplatzierte, Mercedes-Benz, fokussiert sich vor allem dank der EQS-Premiere auf Interface-Innovationen. Tesla kümmert sich traditionell vor allem um sein Technologieportfolio in Sachen autonomes Fahren.

Interface-Innovationsstärke von 2012 bis 2021*

Eine ganz neue Erfahrung

Für Autofahrer wird die digitale Transformation des Fahrzeugs wohl an keinem Ort so augenfällig wie im Cockpit – der zentralen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Dabei geht es längst nicht mehr nur um eine möglichst komfortable Bedienung von Fahrzeugfunktionen. Moderne Bedien- und Anzeigenkonzepte sollen eine ganzheitliche, smarte User Experience bieten, die weit über das Einstellen der Klimaanlage oder die Zieleingabe im Navi hinausgeht. Der Fahrer wird über das vernetzte Interface zum User innerhalb eines ganzen Mobilitätsökosystems. Aufgrund der immer größeren Funktionsvielfalt liegt es nahe, dass sich viele OEMs auf verbesserte Bedienkonzepte konzentrieren.

Der Anteil an allen Interface-Innovationen variiert im zeitlichen Längsschnitt der vergangenen zehn Jahre zwischen rund 60 (BMW) und 30 Prozent (Toyota). Das innovationsstärkste Portfolio können bislang Mercedes-Benz und Volkswagen vorweisen. Abgesehen von den intelligenten Bedienkonzepten sind beide OEMs klare Technologieführer bei Augmented Reality (AR), die zumeist in Form von Head-up-Displays ins Interior integriert wird. Mercedes hat entsprechende Funktionen zunächst als Display-Einblendung vorgestellt (A-Klasse 2018), inzwischen sind diese ins Head-up-Display integriert (S-Klasse 2020). In ihren Segmenten weltneu ist diese Funktion im VW ID.3/ID.4 und im Skoda Enyaq.

Gesamt-Innovationsstärke zwischen 2012 und 2021

Die Zeichen der Zeit erkannt

Vor allem das vergangene Jahrzehnt stand bei den Automobilherstellern weltweit im Zeichen der Megatrends Vernetzung, autonomes Fahren und digitale User Experience. Das Auto an die neuen Maßgaben des digitalen Zeitalters anzupassen, war eine fast alternativlose strategische Entscheidung der OEMs. Doch nicht in allen Fällen ist diese Transformation perfekt geglückt – bis heute nicht. So haben sich in den vergangenen zehn Jahren im Bereich der Connected-Car-Innovationen einige Hersteller als Motoren des Fortschritts erwiesen, andere wiederum haben längst den Anschluss verpasst. Vor allem die deutschen OEMs um Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW sowie die US-Hersteller Tesla und Ford haben sich seit 2012 ein innovationsstarkes Portfolio erarbeitet.

Dabei lässt sich eine spannende Beobachtung machen: Je innovationsstärker ein Automobilkonzern ist, desto niedriger ist der Anteil absoluter Neuerungen und entsprechend höher ist der Anteil der Segmentneuheiten. Das bedeutet: Die möglichst schnelle Diffusion von Innovationen in möglichst vielen Segmente ist eines der Erfolgsrezepte einer hohen Innovationsstärke. Dass es sich dabei nicht zwingend um eine absolut betrachtet hohe Anzahl an Segmenten handeln muss, beweist Tesla, das aktuell nur vier Segmente bedient, diese aber sehr konsequent mit Innovationen ausstattet.

Innovationsstärke nach Ländern

Dreigestirn dominiert

International bewegen sich Deutschland, China und die USA mittlerweile auf Augenhöhe. Das hat zum einen mit den deutlichen Zugewinnen der US-amerikanischen und chinesischen Hersteller in den zurückliegenden Jahren zu tun. Zum anderen schwächelt die Connected-Car-Nation Deutschland merklich: Seit 2018 sank der Anteil der CC-Innovationsstärke deutscher OEMs von 50 auf heute knapp unter 30 Prozent.

Hinter dem Spitzentrio folgt Japan mit elf Prozent und leichten Zuwächsen gegenüber 2020. Die übrigen Nationen haben weiter an Innovationsstärke eingebüßt und spielen kaum noch eine nennenswerte Rolle. Die größten Beiträge zur Nationenwertung leisten für Deutschland Volkswagen und Mercedes, für China SAIC und Great Wall, für die USA Ford und Tesla und für Japan Toyota und Honda.

Connected Services

Ranking der OEMs

Quelle: CAM
Anmerkung: Datenstand Februar 2022

Wichtiger werdende Werte

Das Fahrzeug macht einen radikalen technologischen Wandel durch und mit ihm die Wertschöpfung: Vernetzte Dienstleistungen spielen für innovative Autobauer schon heute eine erfolgskritische Rolle, vor allem im Infotainmentbereich. Folglich sind die sogenannten Connected Services ab dem aktuellen Erhebungszeitraum direkt integriert in den CCI-Index. Das CAM hat hierfür Dienste der 28 Autohersteller der letzten zehn Jahre untersucht und sie kategorisiert. Diese gruppieren sich in die Servicetypen E-Commerce/E-Maintenance, Finanzen, Infotainment, autonomes Fahren und Charging.

Auf diesem relativ neuen Spielfeld sind bis dato der Volkswagen-Konzern und Tesla die absoluten Innovatoren. Die Wolfsburger sind vor allem in den Bereichen E-Commerce/E-Maintenance (Digital-Twin-Fahrwerk beim Porsche Taycan …) und Charging (Bidirektionales Laden beim VW ID.3 …) innovativ unterwegs. Elektroautobauer Tesla ist dank seines Supercharger-Netzwerks ebenfalls beim Charging stark, hinzu kommen neuartige Infotainmentdienste im Bereich Gaming (Arcade-Spiele im Fahrzeug …). Als Fast Follower bei den Connected Services können die etablierten Hersteller um Mercedes-Benz, BMW und Ford, aber auch der chinesische Newcomer Xiaopeng bezeichnet werden. Über bislang nur sehr wenige oder niedrig bewertete vernetzte Dienste verfügen einige japanische und chinesische Hersteller, darunter Toyota und Geely.

Erfolgswahrscheinlichkeit von Connected Services

Die Zukunft antizipieren

Der Erfolg von Innovationen, gemessen am Kundennutzen, wird durch die steigende Bedeutung der softwarebasierten Wertschöpfung ein immer wichtigeres Thema. So ist die Entwicklung von Technologien häufig kostspielig und teilweise nur zu rechtfertigen, wenn diese später zu einer hohen Kundennachfrage führt. Das CAM hat daher eine Matrix für die Erfolgswahrscheinlichkeit von Innovationen aufgestellt, die sowohl den Kundennutzen bezogen auf Komfort, Sicherheit oder Unterhaltung als auch die Kosten mit Blick auf Software- und Hardwareentwicklung mit einbezieht.

Die Berechnung bezieht sich auf die Basisausstattung eines durchschnittlich vernetzten Mittelklassefahrzeugs und schätzt nur solche Kosten pro Fahrzeug ab, die durch den zusätzlich erforderlichen Aufwand für den jeweiligen Innovationstyp entstehen. Am Beispiel der Connected Services zeigt sich, dass zusätzliche Kosten für den OEM bei vielen Diensten eher auf niedrigem Niveau bleiben. Hersteller können also schnell viele Services zu niedrigen Preisen anbieten und hohe Margen realisieren, da vielen Diensten wie In-Car-Payment oder Lade-Funktionen ein hoher Kundennutzen zugeschrieben wird. Das gleiche gilt für Services wie autonome Fahrfunktionen, die jedoch in der Regel durch teure Hardware hohe Kosten verursachen.

Weitere spannende Einblicke finden Sie in der wissenschaftlichen Auswertung – bestellen Sie jetzt!

Die Urheber der Studie

CAM Cisco automotiveIT

Prof. Dr. Stefan Bratzel

Leiter Center of Automotive Management (CAM)

Center of Automotive Management (CAM)

Stefan Bratzel ist seit 2004 Leiter des Center of Automotive Management und Dozent an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach.

Das CAM ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung.

Der promovierte Politikwissenschaftler ist zudem Verantwortlicher für den Master-Studiengang Automotive Management. Bratzel war zuvor unter anderem Produktmanager beim Automobilhersteller Smart und Programm-Manager bei Quam in München.

Roland Kunz

Client Executive & Head of Automotive

Cisco Systems GmbH
City Plaza
Rotebühlplatz 21-25
70178 Stuttgart

E-Mail: rkunz@cisco.com
Telefon: +49 711 2391 1330

Globale Krisen wie die Coronapandemie, der Halbleitermangel und der Krieg in der Ukraine haben die Automobilbranche in den vergangenen zwei Jahren in enorme Schwierigkeiten gebracht. Die digitale Transformation der Branche ist dadurch spürbar ins Stocken geraten. Zwar hat sich die Situation vielerorts wieder entspannt, doch eigentlich bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Das Mantra der softwaredefinierten und datenbasierten Wertschöpfung zwingt die Autobauer zum Umdenken – und zwar schnell. In den kommenden zehn Jahren werden sich rund um das vernetzte und automatisierte Fahrzeug ganz neue Geschäftsmodelle und Ökosysteme auftun, an denen nicht nur die Autoindustrie selbst partizipieren will. Für das Auto und die Mobilität der Zukunft müssen die Automotive-Unternehmen ganz neue Kompetenzen aufbauen.

In der achten Ausgabe der Connected-Car-Innovation-Studie, die von der Fachzeitschrift automotiveIT herausgegeben wird, hat das Team des Center of Automotive Management (CAM) unter der Leitung von Professor Stefan Bratzel aufgezeigt, wie die weltweite Automobilindustrie in den wichtigsten Zukunftsfeldern Connectivity, autonomes Fahren und Interfaces bereits heute aufgestellt ist – und woran es noch hapert. Zwar stehen die deutschen OEMs wie Volkswagen oder Mercedes-Benz erneut an der Spitze des CCI-Rankings, doch ihre Innovationskraft lässt in den zurückliegenden Jahren nach. Andere, zum Teil ganz junge Hersteller aus China und den USA drängen mit Kraft nach oben. Hinzu kommt, dass auf fast allen zukunftsträchtigen Technologiefeldern Big Player aus der Tech- und Big-Data-Welt viel besser aufgestellt sind als die Traditionskonzerne
aus dem Auto-Kosmos.

Liebe Leserinnen und Leser, das exklusive Summary der CCI-Studie 2022 bietet Ihnen aktuelle Daten, vertiefende Hintergründe und Analysen zu den wichtigsten Technologietrends sowie den neuesten Geschäftsmodellen rund um das Connected Car. Für mich ist es jedes Jahr aufs Neue das Branchenbarometer für die Innovationskraft einer sich wandelnden Industrie. Und es sollte der Stein des Anstoßes sein, sich heute auf die Herausforderungen der Mobilität von morgen vorzubereiten.

automotiveIT. Good to know.

Seit mehr als zehn Jahren verstehen wir dieses Mission Statement als Motivation und Ansporn. Wir geben Lesern, Zuschauern und Followern einen Wissensvorsprung und Impulse an die Hand, die sie in ihrem beruflichen Umfeld weiter bringen. Fachzeitschrift, Online-Seiten, Newsletter, Events – automotiveIT gilt im deutschsprachigen Raum als führende Medienmarke, wenn es um den Einsatz von Informationstechnik in der Automobilindustrie geht.

Der Technologie- und Strukturwandel, den die Branche durchlebt, verändert die Corporate-IT zusehends und spiegelt sich in neuen Zuständigkeiten und Prozessen wider. Wir erweitern deshalb 2021 unsere aktuelle Berichterstattung zielgerichtet um den wichtigen Themenkreis der Produkt-IT und zeigen, wie Bordelektronik, In-Car-Software und Betriebssysteme in Kombination mit Plattformen und neuen Ökosystemen zum Wegbereiter für die Mobilität der Zukunft werden.

Begleiten Sie uns auf diesem spannenden Weg – als Teil einer stetig wachsenden Community

Zur automotiveIT Homepage